Wir gratulieren dem Väteraufbruch für Kinder

von Dr. Bruno Köhler

MANNdat e.V. gratuliert dem Väteraufbruch für Kinder e.V. zu seinem 25-jährigen Jubiläum.

Am 26. Oktober 2013 feierte der Väteraufbruch für Kinder (VAfK) sein 25-jähriges Bestehen. Zu dem sehr abwechslungsreichen Programm im Quadriga-Forum in Berlin war auch MANNdat e.V. eingeladen. Wir  betonten in unserem Grußwort die große Leistung des VAfK. Unser Grußwort ist nachfolgend in vollem Wortlaut wiedergegeben.

Weitere Grußworte wurden neben dem Bundesvorsitzenden Rainer Sonnenberger und vom Gründungsmitglied Werner Sauerborn (verlesen von Henning Schläger) noch von Celestina Görgülü für das Väterradio und von Herrn Schwack vom Bundesforum Männer vorgetragen. Herr Schwack betonte, dass das Bundesforum Männer sich nunmehr glücklich schätze, den VAfK in seinem Verband zu haben, nachdem vorher über eine Aufnahme des Vereins diskutiert worden sei. Er legte außerdem dar, dass das Bundesforum Männer alle seiner Stellungnahmen mit dem Frauenrat abstimme.

Sehr emotional sprach der Filmregisseur Douglas Wolfsperger in einem Interview über die Entwicklung seines eigenen Falles im Anschluss an die Produktion seines Films „Der Entsorgte Vater“.

Angela Hoffmeyer und Dietmar Nikolai Webel interviewten die Künstlerin Maria Kunz über das von ihr gestaltete Bild mit Namen „Vatertag“.

Neben dem musikalischen Rahmenprogramm, das durch Livemusik von Michael Pfennig und dem „musikalischen Vorstand“ des VAfK Karlsruhe gestaltet wurde, fand auch das Podiumsgespräch „Väter im Wandel – der lange Aufbruch der Väter“ statt, an dem u.a. die Gleichstellungsbeauftragte aus Halle, Frau Wildner und der ehemalige Chefredakteur von Paps Ralf Ruhl teilnahmen. Moderiert wurde von Dietmar Nikolai Webel und Rüdiger Meyer-Spelbrink.

Ralf Ruhl warb für Empathie für die Väter, auch gerade die sog. „alten“ Väter, die gezeichnet seien vom Krieg und geprägt von der ihnen aufgebürdeten Versorgerrolle. Er wies die Kritik der Gleichstellungsbeauftragten zurück, dass sich Väter heute immer noch zu wenig um ihre Kinder kümmern würden.

Frau Wildner räumte ein, dass bislang viele Gleichstellungsbeauftragte sich vorwiegend oder ausschließlich um Frauenanliegen kümmern würde, wobei sie und wenige andere aber Ausnahmen darstellten.

Ein Höhepunkt war der Auftritt einer Richter-Karbarettgruppe.

Den Abschluss bildete ein zwangloses Beisammensein mit guter Bewirtung, bei dem noch leidenschaftlich wieterdiskutiert und sich ausgetauscht wurde.

Grußwort von MANNdat zum 25-jährigen Jubiläum des VAfK am 26.10.2013
von Dr. Bruno Köhler (1.Vositzender MANNdat e.V)

Sehr geehrte Damen und Herren,
lieber VAfK-Vorstand,
liebe VAfK-Mitglieder,

keine Schuld ist dringender, als diejenige, Dank zu sagen. Das meinte schon ein römischer Philosoph vor über 2000 Jahren und das gilt auch heute noch. Und deshalb möchte ich heute im Namen unseres Vereins MANNdat e.V. euch VAfK-Aktiven für euer Engagement in den letzten 25 Jahren von ganzem Herzen danken.

Allein die VAfK-Gruppe in Karlsruhe hat innerhalb von zehn Jahren über 500 Beratungstreffen mit insgesamt rund 6000 Betroffenen abgehalten und mehr als 1300 Neufälle beraten. Wahrlich beeindruckende Zahlen. Und in andren Ortsvereinen sind die Zahlen ähnlich.

Hinzu kommen noch viele besondere Aktivitäten des VAfK, von denen ich hier stellvertretend nur die Etablierung eines regelmäßigen Familienkongresses, eines regelmäßigen Väterkongresses, den Kinofilm „Der Entsorgte Vater“ und das Väterradio als wichtige Meilensteine eurer Arbeit nennen möchte.

Aber, was noch viel wichtiger ist: Ihr bringt Empathie für die berechtigten Anliegen von Vätern in die geschlechterpolitische Diskussion ein.

Dass Väter wichtig sind für die Entwicklung ihrer Kinder und auch wichtig für eine funktionierende Gesellschaft, steht heute bei Fachleuten außer Frage. In der Gesellschaft ist das so noch nicht ganz angekommen. Das habe ich selbst schon erleben können.

Im Jahr 2004 z.B.  war ich Personalratsvorsitzender einer Sonderbehörde in Baden-Württemberg, die im Rahmen der anstehenden Verwaltungsreform aufgelöst und die Aufgaben und das Personal an verschiedene UVBs und RPen verteilt wurde.

Damals forderte der Beamtenbund als sozial verträgliche Maßnahme eine wohnortnahe Umsetzung von Müttern mit kleinen Kindern. 

Da wir in unserer Behörde viele Väter mit kleinen Kindern hatten, fragte ich nach, weshalb nicht auch die wohnortnahe Umsetzung von Vätern mit kleinen Kindern gefordert wurde.

Man schrieb mir, dass natürlich auch die Situation der Väter wichtig wäre, aber man habe, so wörtlich „aus strategischen Gründen“ Väter nicht erwähnt, um den Nachdruck der Forderung nicht zu verwässern.

Also Väteranliegen galten als peinlich.

Gleichzeitig gab es damals auch einen AK „Gender Mainstreaming“, also der geschlechterpolitischen Strategie, die ja vorgibt, die berechtigten Anliegen beider Geschlechter gleichberechtigt berücksichtigen zu wollen. Für diesen habe ich mich als Teilnehmer gemeldet.

Meine Teilnahme wurde allerdings abgelehnt, mit der Begründung, dass dieses Gender Mainstreaming zwei Frauenvertreterinnen vorbehalten wäre.

Im abschließenden Gender Mainstreaming-Gutachten wurden die Belange von Vätern übrigens mit nicht einem einzigen Wort erwähnt.   

Die Praxis zeigt also, dass auch heute noch Gleichstellung und Gleichberechtigung exakt dort aufhört, wo Nachteile und Benachteiligungen von Jungen, Vätern und Männern beginnen.

Diese und ähnliche Erfahrungen von Geschlechterpolitik in der Praxis, meine Damen und Herren, zeigen deutlich, wie wichtig es ist, dass Väter selbst ihre berechtigten Anliegen in die geschlechterpolitische Diskussion mit Nachdruck einbringen und weshalb Vereine wie der VAfK essentiell für eine nachhaltige Geschlechterpolitik sind.

Unser Verein MANNdat will Nachteile und Benachteiligungen von Jungen, Vätern und Männern allgemein bekannt machen und beseitigen. Dass sich da Schnittmengen mit dem VAfK ergeben, liegt auf der Hand. Deshalb sind wir schon seit Jahren in Kontakt miteinander.

Mich persönlich haben vor allem die Kontakte und Erfahrungen mit dem Vorsitzenden des VAfK Karlsruhe Franzjörg Krieg und mit Dietmar Nikolai Webel mit seinem Väterradio beindruckt und geprägt. Eure ansteckende Motivation sich als Mann in der Geschlechterpolitik zu engagieren, waren und sind für mich Vorbild. Wir waren dabei oft, aber nicht immer der gleichen Meinung. Aber das ist gerade das, was ich an euch und dem VAfK allgemein so besonders schätze – die Fähigkeit auch mit Leuten zu diskutieren, einen Dialog zu führen, sich gegenseitig zu respektieren und zuzuhören, auch wenn der andere eine andere Meinung hat. „Wenn zwei Menschen immer die gleiche Meinung haben, taugen beide nichts.“ sagte einmal Konrad Adenauer.

Eure tolerante Dialogkultur ist einzigartig in der Geschlechterpolitik und macht den VAfK zu einem Hoffnungsträger und Vorbild eines dringend notwendigen, modernen geschlechterpolitischen Diskurses, der nicht auf Ausgrenzung, Diffamierung und Polarisierung, sondern auf Meinungsvielfalt, Respekt und Dialog setzt.

Ihr setzt euch nicht nur für die Belange von Trennungsvätern ein. Ihr setzt euch auch ein für die Belange von Großeltern. Wenn die Bindung zwischen Elternteil und Kind zerstört wird, wird auch die Bindung zwischen Großeltern und Enkelkind zerstört. Und ihr thematisiert auch die Problematik der sogenannten „Zweitfrauen“. 

Und schließlich kümmert ihr euch auch um Kinderrechte. Euer Slogan „Allen Kindern beide Eltern“ formuliert ein Kinderrecht.

Der Kinder- und Jugendgesundheitssurvey, der im Auftrag des Bundesgesundheitsministeriums vom Robert-Koch-Institut von 2003 bis 2006 durchgeführt wurde, hat eindeutig gezeigt, dass die Risiken für Kinder, insbesondere für Jungen, psychisch oder physisch zu erkranken oder Drogen zu konsumieren, signifikant deutlich geringer sind, wenn diese mit ihren beiden leiblichen Eltern aufwachsen als in Alleinerzieherfamilien oder mit Stiefeltern.

Wer sich diesen Fakten nicht stellen will, weil sie unbequem sind, handelt unverantwortlich.

Das Zaunegger-Urteil aus dem Jahr 2009 zeigte, dass Ihr euch mit euren Themen nicht um irgendwelche Belanglosigkeiten, um Peanuts oder um Nichtigkeiten kümmert, sondern um nichts Geringres als um Menschenrechte. Und das neue Sorgerechtsgesetz, das aus dem Zaunegger-Urteil in diesem Jahr, also 4 Jahre danach resultierte, zeigt deutlich, dass wir euch noch sehr, sehr lange brauchen werden.

Immer noch gibt es keine gleichberechtigte Elternschaft von Mutter und Vater. Immer noch gibt es keine gleichberechtigte Vaterschaft von Vätern mit und Vätern ohne Trauschein.

Stattdessen hat sich die lange Liste von Väterbezeichnungen über leibliche Väter, biologische Väter, Kuckucksväter, soziale Väter, Trennungsväter, entsorgte Väter, Stiefväter usw. erweitert um den Begriff des Antragsvaters.

Wer von Vätern mehr Verantwortungsübernahme bei der Erziehung fordert, aber sie durch Gesetze erschwert oder behindert, ist nicht glaubwürdig.

Die Glaubwürdigkeit von Geschlechterpolitik wird sich daran messen lassen müssen, inwieweit sie auch die berechtigten Anliegen von Jungen, Väter und Männer berücksichtigt.

Ihr vom Väteraufbruch für Kinder, liebe VAfK-Mitglieder, seid nicht nur das Herz der Väterbewegung. Ihr seid auch die Seele der Väterpolitik und ohne diese kann eine Familienpolitik niemals wirklich nachhaltig sein.

Manche eurer Aktiven haben mittlerweile ihren persönlichen Fall, ihre persönliche Betroffenheit zu ihrer Zufriedenheit regeln können. Manche von euch aber haben ihre Kinder nie wieder gesehen.

Trotzdem habt ihr weiter gemacht beim VAfK und damit deutlich gezeigt, dass es euch nicht um irgendwelche egoistischen Ziele geht, sondern darum, mitzuhelfen, dass unsere Kinder und Kindeskinder in einer Welt leben können, in der es keine Mauern mehr gibt, die Kinder von ihren Vätern trennen.

Wir vom Verein MANNdat e.V. freuen uns auf die nächsten 25 Jahre  Väter- und Familienpolitik des VAfK.

 

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